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Auf Harrers Spuren


Immer in netter Gesellschaft: Die Vorhut aus einem Dorf rückt an um "Gute Nacht" zu sagen
Zurueck auf dem Friendship Highway - der erste Checkpoint ohne Permit
Dennoch schaffte ich es mich loszueisen und folgte der Hauptroute zurueck zum Friendship Highway. Zu meiner enttaeuschung war die Piste nicht viel besser als der Jeep Treck die Tage zuvor. Und das schlimmste - Bodenwellen. Wie ein Waschbrett, ueber 80km. Ich betetete, dass das Rad das durchhaelt. Wenn es schon hier seinen Geist aufgeben wuerde - waer schon bloed.
Ich kampierte unterhalb des Pang La (5120) den ich mir fuer den naechsten Tag aufsparen wollte und fuehlte mich mit ca. 5km Entfernung vom naechsten Dorf eigentlich sicher. Doch noch als ich beim Zeltaufbau war erspaehte ich erst eine kleine Gruppe und dann eine ganze Schar Menschen, die sich wohl auf den Weg zu mir machten. Und tatsaechlich. Ich war grad beim Kochen, da tauchten die ersten 5 Kids vorm Zelteingang auf. Erst in zehn Metern Entfernung. Dann neun. Schritt fuer Schritt kamen sie naeher. Schliesslich krochen Sie mit ihren Koepfen durch den Zelteingang. Dann trafen auch schon die nächsten ein, so an die 15 Kinder. Hatte natürlich ein bisschen Bedenken, bei den schlechten Erfahrungen vom letzten Rondevouz. "Macht bloss nix kaputt" denkt man sich ganz panisch. Sie fassten so ziemlich alles an. Krochen in meine schuhe und freuten sich als ich mit ihnen spässe und Krimassen machte. Aber alle lieb und friedlich. Ich hatte genauso viel Spaß wie sie. Nur so Sachen wie das alltaegliche Geschaeft muss man sich fuer diese Zeit verkneifen. Mit einsetzender Dunkelheit wurden Sie dann von den Erwachsenen abgeloest. Die wollten auch mal gucken und wuenschten mir eine angenehme Nachtruhe. Das Faszinierende bei den Menschen ist, dass selbst die Alten sich diese kindliche Neugier bewahrt haben. Mag man es von der Rückständigkeit herrühren und als Naivität bezeichnet werden, dennoch wußte ich sofort, dass ich von diesen Menschen nicht das Mindeste zu befürchten hatte. Dieser kindliche, unbekümmerte Glanz in Ihren Augen - man muß sie einfach gern haben. Seid diesem Abend wußte ich, dass man bei den Tibetern gut aufgehoben ist.

Der Weg hoch zum Pang La entschädigt mit schönen Aussichten zurück zum Everest
Der naechste Tag gehoerte dem Pang La. Schon richtig fix gings die 1000m bergauf und ich genoss die grandiose Aussischt auf die Himalayakette vom wohl schönsten Pass der gesamten Tour. WOW. Beste Sicht.
Dann gings runter, zurueck auf den Friendship Highway und zum ersten kniffligen Checkpoint in Shegar.
Ich hatte mir den Checkpoint so in den Abend gelegt, in der Hoffnung, dann eine enspannte Crew vorzufinden.Gegen 20 Uhr rollte ich mit ziemlich vielen Herzklopfen auf die Ostgrenzen-aehnliche Anlage zu. Ein Scheissgefuehl. Koennen Sie mich noch zurueck schicken? Hab ich ueberhaupt soviel Kohle um die gane Strafe zu bezahlen?
Ich rollte an einer Wartehalle vorbei. Dann trat ein ca. 20jaehriger Grenzer laechelnd auf mich zu. Ich laechelte in meinem schoensten Laecheln. Er bestaunte das bepackte Fahrrad. Dann bat er hoeflichst um den Pass. Ein kurzer Blick. HAVE A NICE DAY. Waaas? Ich konnts nicht fassen. Das wars. Ich war durch. Gleich hinter dem Checkpoint schlug ich im Licht der untergehenden Sonne vergnuegt mein Zelt auf und veranstaltete spontan eine kleine Nudelsuppen Pary mit dem extra aufgesparten Schnappes.

So viel Heimlichkeit - In Dunkelheit durch die Schranke
Der naechste Checkpoint kam gleich in Lhatse, ca. 90km von hier. Diesen Checkpoint wollte ich im Dunkeln passieren - Ein Rat von mehreren Reisenden. Angeblich sind hier die empfindlichsten Strafen faellig. Allerdings lag noch der hoechste Pass, der Gyantso La mit 5220 Metern dazwischen.
Ich erreichte die Passhoehe viel zu spaet gegen 19.30 Uhr. Zwar war es ein besonderes Schauspiel die untergehende Sonne von hier oben zu geniessen und die Gebetsfahnen im gueldenen Licht flattern zu sehen, doch ich musste schliesslich noch runter. Die steilste Abfahrt der ganzen Strecke. So ergab sich eine neue Erkenntnis - auch bergab fahren kann laenger dauern als einem lieb ist. Voellig ausgelaugt holperte ich die nur durch das Mondlicht beleuchtete Piste hinunter. Gegen Neun war ich endlich unten und sah die Lichter des Checkpoints. Eine Kabine war hell erleuchtet. Davor stand ein Polizeiwagen und die Schranke war oben. Ich rollte in Schrittgeschwindigkeit unter der Schranke durch, schaute in die Kabine - wo zwei Beamte kurz aufsahen und mich mit Sicherheit gesehen haben. Aber nix passierte und ich rollte durch.
Jetzt nur noch das Zelt im Dunkeln aufstellen, lecker essen, einen warmen Tee mit Schuss und schon ist wieder alles gut.


Entspannung pur: In einer heißen Quelle kurz hinter Lhatse
Sakya, Shigatse, Gyantse - Kulturelle Highlights beside the Road
Jetzt konnte es entspannt weiter gehen. Ich hatte es geschafft. Vor mir lagen nun sanftere Berge, kulturelle Highlights und kurz nach Lathse die ersten heissen Quellen. Ich hockte mich also gleich zusammen mit Moenchen, jugen und alten Maennern und Damen in ein schoen 40c warmes Bassin und schluerfte genuesslich ein paar Bier.

Am naechsten Tag folgte ein Abstecher ins Sakya Monastery. Eines der wenigen Kloester was die kulturelle Revolution unbeschadet ueberstanden hat Ein paar junge Moenche interessierten sich sehr fuer meine Schuhgroesse und so kamen wir ein wenig ins Gespraech.

Besichtigung inkl. Führung: Junge Mönche zeigen mir stolz das alte Kloster Sakya
Sie blaetterten fasziniert in meinem Reisefuehrer, ich erzaehlte von meiner Reise und dann fuehrten Sie mich durchs Kloster. Eine riesige Halle beherbergt mehrere riesige Buddhastatuen Es ist fast stockdunkel. Es riecht nach Butterlaempchen und Raeucherstaebchen. Die monotonen Gebete der Moenche werden immer wieder durch Trommeln und Schellen unterbrochen. Einige Moenche blasen auf riesiegen Muscheln oder Tuben. Das spaerlich eintretende Sonnenlich gibt der ganzen Szenerie eine faszinierende Stimmung.
Von Sakza gehts weiter nach Shigatse. Dem Sitz des Panchen Lama. Der Nummer Zwo sozusagen in Tibet.
Die Klosteranlage hatte bei meinem Besuch leider noch nicht offiziell geoeffnet, d.h. die Kapellen waren verschlossen. Das Gute daran war, dass ich mutterseelenallein durch die stadtaehnliche Anlage schlaendern konnte. Ich traf Moenche beim rumalbern, rummuhlen oder einfach nur Spass haben. Moench sein hat hier im Buddhismus eben eine etwas andere Bedeutung als bei uns.
Von Shigatse gings weiter nach Gyantse - auf durchgehend asphaltierter Strasse. Was fuer ein Genuss.
Dass ich Asphalt mal so lieb haben kann.
Schon von weiten sieht man die Festungsaehnliche Klosteranlage von Gyantse. Das Pelkor Choede Monasterz beherbergt den groessten Choerten (Stupa) in Tibet, den Gyantse Kumbum. Der Kumbum hat 5 Stockwerke, beherbergt 77 Kapellen und ist verziert mit ueber 100.000 Bildern (KUMBUM bedeutet 100.000). War schon beeindruckend. Mehr fasziniert haben mich allerdings die unzaehligen Pilger, die in einem Affenzahn um den Choerten rum sind, durch alle Stockwerke durch, in jede Kapelle einmal rein und ueberall noch Yakbutter nachgefuellt haben. In einer Stunde Mission erfuellt.

Malerisch: Blick zurück auf Yamtrok Tso kurz vor erreichen der Passhöhe des Kamba La
Landschaftlich einmalig - noch drei Paesse bis nach Lhasa
Von Gyantse gings weiter zum Yamdrok Tso. Einem wunderschoenen See auf 4500m hoehe. Einer der 5 heiligen Seen in Tibet und die Chinesen lasen ihn einfach ab um Elektroenergie zu erzeugen. Das ist eigentlich nichts schlimmes, nur hat der See keinen Zufluss und wird wenn es so weitergeht in 20 Jahren nicht mehr da sein. Naja. Ich hab ihn noch gesehen. Die letzten Paesse nahem ich mit riesen Schwung. Schliesslich muesste ich mitlerweile so viele rote Blutkoerperchen wie ein Yak in mir rumschwimmen haben.
Dann gings ueber den Brhamaputra, noch 70 Km auf Asphalt und schliesslich stand ich mit offenem Mund und feuchten Augen voellig happy vor dem Potola Palast. Jepp.

Bisherige Bilanz - 19 Tage auf dem Rad, 1200km, sechs 5000er, 2 Platten, 15kg, ein schoen warmer, kuschliger, vor Sonne schuetzender Vollbart


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© 2003 andreas hahn


















Blick über das Dach der Welt: Panorama vom Pang La (5150m) zurück zum Everest Massiv

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